Für die Leser unseres Blogs berichtet Benedikt Hoffmann von seinen Eindrücken während des Rennens:
„Ich wollte meinen Sieg von vor zwei Jahren wiederholen und habe mich intensiv auf das Rennen vorbereitet. Ich kannte die Strecke gut und wusste, dass mein härtester Konkurrent der Lokalmatador Stephan Wenk sein würde.
Um 7 Uhr morgens fiel der Startschuss. Von Beginn an bildete ich eine Spitzengruppe mit dem Schweizer Stephan Wenk und dem Italiener Davide Cheraz. Beide hatten diese Saison bereits top Ergebnisse erzielt. Stephan lief bei der Traillauf Weltmeisterschaft in Innsbruck auf Platz 11 im Short Trail und Davide erreichte Platz 15 im Long Trail bei der WM. Es war mir klar, dass es nicht einfach wird die beiden Spitzenläufer abzuschütteln.“
Hoch hinaus über drei Pässe
„Vor uns lagen zu diesem Zeitpunkt 68 Kilometer und 2.644 Höhenmetern mit drei Pässen. Start und Ziel ist im Davoser Stadion auf 1.534 Meter. Der höchste Punkt ist der Sertigpass mit 2.739 Metern. Außerdem geht es noch über den Scalettapass (2.606) und den Fanezfurgga (2.580).
Zunächst ging es wellig bergauf bis zum Dürrboden (KM 14), bevor es steil zum Scalettapass ca. 700 Höhenmeter hoch ging. Ich setzte mich etwas von Stephan und Davide ab und erreichte als Erster den Scalettapass (KM 17). Fast auf gleicher Höhe traversierten wir Richtung Sertigpass. Stephan und Davide liefen von hinten wieder auf mich auf. Gemeinsam schraubten wir uns den Sertigpass 300 Höhenmeter hoch (KM 24). Im folgenden Downhill drückte Stephan Wenk auf´s Tempo. Der folgende Anstieg ab KM 30 bis zum Fanezfurgga hat 600 Höhenmeter auf nur 5 Kilometer im hochalpinen Gelände. Ich versuchte nicht zu überpacen, denn es waren noch 33 Kilometer vom Fanezfurgga bis zum Ziel in Davos. Dennoch lief ich ca. 30 Sekunden auf Davide und Stephan im steilen Anstieg heraus, bevor es in den steilen Downhill nach Monstein ging.“
Mit 11 Minuten Vorsprung ins Ziel
„Mit viel Mut rannte ich bergab und hatte in Monstein bereits 1:20 Min. Vorsprung. Hier beginnt ein entscheidender Abschnitt der Strecke. Von Kilometer 41 bis 43 geht es 400 Höhenmeter bergauf. Dieser Abschnitt ist nicht schwer zu laufen, aber entscheidend. In einer Höhe von 2.000 Meter bog ich auf Platz 1 gelegen nach dem Anstieg in den Trail Richtung Sertig Dörfli ein. Mein Vorsprung wirkte komfortabel. Sehen hinter mir konnte ich niemanden mehr. Ich lief weiter ein hohes Tempo auf dem welligen Trail. Nun waren es noch 25 Kilometer bis zum Ziel.
Ich achtete stets auf eine gute Verpflegung mit Gels und Wasser. In Sertig Dörfli erreichte ich die nächste Verpflegung und Zeitmessung. Mein Betreuer rief mir zu: „Acht Minuten Vorsprung, nichts mehr riskieren.“ Nun konnte ich die letzten 11 Kilometer bis zum Ziel kontrolliert laufen. Auch wenn eine Blase am linken Fuß zunehmend schmerzte, ich fühlte mich insgesamt stark und musste weder einen Krampf noch einen energetischen Einbruch befürchten. Begleitet von einem Radfahrer, der für den Livestream verantwortlich war, ging es über die schmalen, welligen Trails nach Davos. Als verdienter Sieger mit über 11 Minuten Vorsprung vor dem Vorjahressieger Stephan Wenk und dem starken Italiener Davide Cheraz lief ich als einziger Läufer mit einer Zeit von unter sechs Stunden in 5:49:35 Minuten über die Ziellinie!
Schmerzhafter Weg aufs Podium
„Die Strecke war technisch anspruchsvoll, aber meine Renneinteilung hat perfekt gepasst, sodass ich am Ende recht deutlich gewonnen habe. Auf dem Weg zur Siegerehrung musste ich wegen einer dicken Blase an der Ferse auf das Podium humpeln. Mein erster Kommentar zum Moderator war dennoch mit einem breiten Grinsen: Ich werde jetzt erst einmal drei oder vier Tage nicht laufen. Aber es ist nur eine Blase, nichts Schlimmes. Ich werde sicher wiederkommen!“